Ablauf Ihrer Diagnostik Und Behandlung

Nachdem sich Patienten und auch Einsender aus dem gesamten Land und auch aus dem europäischen und auch nicht europäischen Ausland an uns wenden, haben wir diesem Umstand in unseren Abläufen Rechnung getragen, d.h. die meisten Dinge können wir auf dem Postweg, telefonisch oder auch per Mail erledigen.

Kontaktaufnahme

Wenn Sie also bei uns weitere Untersuchungen wünschen, so benötigen wir zunächst erst einmal Ihre vollständigen Personalien (beide Partner) und natürlich auch die Angaben zu Ihrer Erreichbarkeit (Telefon, E-Mail etc.). Bitte lassen Sie uns vorherige Untersuchungsbefunde, die im Zusammenhang mit der Kinderwunschbehandlung schon erhoben wurden, zukommen. Dies vermeidet insbesondere im genetischen Bereich unnütze Doppeluntersuchungen.

Anamnese

Zur Gesamteinschätzung Ihrer persönlichen Situation benötigen wir neben den Untersuchungsergebnissen natürlich auch noch Angaben von Ihnen und Ihrem Partner. Diesen können Sie sich als PDF-File in deutscher und englischer Version herunterladen.

Bitte füllen Sie diesen Bogen sorgfältig aus, da diese Angaben zusammen mit den Untersuchungsbefunden die Grundlage bilden, Ihnen weitere zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten zu empfehlen.

Kosten, Abrechnung

Für Patienten, die in Deutschland gesetzlich krankenversichert sind, bitten wir dringend um Übersendung eines gültigen Überweisungsschein Muster 10 (Überweisung für Laboruntersuchungen). Für kassenversicherte Patienten, die keinen entsprechenden Überweisungsschein erhalten, bieten wir eine reduzierte Diagnostik auf der Basis der GOÄ, aber mit reduziertem Faktor an. Das Probenset wird von uns vorgerichtet entsprechend der vorliegenden Untersuchungsbefunde. Sie erhalten dies auf dem Postweg. Die Kosten für diesen Probenversand müssen wir Ihnen privat in Rechnung stellen, dafür bitten wir um Verständnis. Privat versicherte Patienten und Patienten aus dem Ausland erhalten eine Privatrechnung auf der Grundlage der GOÄ.

Blutproben

Mit dem Probenset können Sie zu Ihrem Arzt vor Ort gehen und das Blut abnehmen lassen. Nach der Blutentnahme nehmen Sie bitte das Päckchen wieder mit und geben Sie dieses unverzüglich zur Post; die Proben sollten möglichst innerhalb von 24 Stunden bei uns sein. Deshalb sollten Sie die Proben nur von Montag bis Mittwoch abnehmen lassen, um noch einen rechtzeitigen Eingang bei uns im Labor zu gewährleisten. Sollte in Ausnahmefällen am Donnerstag eine Blutentnahme erforderlich sein, so müssten Sie bitte eine Terminzustellung auf Freitagvormittag veranlassen.

Bewertung, Beratung

Nach ein paar Wochen, wenn alle Untersuchungsbefunde vorliegen (entsprechend des Umfanges der Untersuchungen kann die Wartezeit unterschiedlich sein) können Sie zunächst die unkommentierten Laborbefunde erhalten. Da die spezielle Interpretation nicht immer einfach ist, berate ich Sie selbstverständlich gern über den erhobenen Befund und die sich daraus ergebenden Behandlungsmöglichkeiten. Einen schriftliche Befundbewertung und Behandlungsempfehlung bzw. einen gezielten Behandlungsplan erhalten Sie selbstverständlich.

Beratung über auswärtig erhobene Befunde

Die Kosten für eine “Fremdbefundbeurteilung” oder “Zweitmeinung” können leider nicht über die gesetzliche Krankenkasse oder auf Überweisungsschein abgerechnet werden. Dies Kosten werden auf privater Basis Ihnen in Rechnung gestellt, Sie erhalten im Vorfeld einen Kostenvoranschlag.

Beratung und Blutentnahme persönlich in unsrer Praxis

Gern können sie auch einen persönlichen Termin direkt bei uns vereinbaren ob zur Blutentnahme oder/und zur Beratung. Ein solches Gespräch ist immer dann sehr effektiv, wenn zu diesem Termin schon weitestgehend alle Befunde vorliegen. Die Termine für ein solches Gespräch sind meist am späteren Nachmittag am Ende der telefonischen Sprechstunde, um keinen Zeitdruck durch nachfolgende Termine zu haben.

Behandlungsmaßnahme

Ziel und Zweck aller Diagnostik ist natürlich mögliche Risikofaktoren, die zu behandeln sind, zu erkennen. Dies kann zu einem großen Teil durch Medikamente erfolgen oder auch eine sogenannte aktive Immuntherapie. Damit ist eine Behandlung mit Partnerlymphozyten gemeint, eine Therapie bei der die potentielle Mutter mit Lymphozyten des potentiellen Vaters geimpft wird. Da die Plazenta (Mutterkuchen) und der Embryo ein Produkt mütterlicher und väterlicher Gene und Eigenschaften ist, kann die Lymphozytentherapie das mütterliche Immunsystem in der Toleranzausbildung gegenüber den fremden Geweben unterstützen.

Partnerlymphozytenbehandlung, LIT, aktive Immunisierung

Die Behandlungsform kennt man schon vergleichsweise recht lang. Zunächst wurden damit v.a. Patientinnen mit habituellen Aborten behandelt. Da die Studienergebnisse über diese Behandlung aber recht different waren, ist diese Behandlungsform bis heute sehr umstritten und wird nicht selten als kritische Behandlungsform angesehen. Bei sehr kritischer Auswahl des Patientenklientels sind allerdings deutliche Erfolge zu erreichen. Dies entspricht nicht nur den eigenen Beobachtungen, sondern konnte auch immer wieder an verschiedenen Patientenkollektiven gezeigt werden.

Literatur-Hinweis:
„Aktive Immunisierung mit Partnerlymphozyten bei Kinderwunschpatientinnen– der aktuelle Stand“; Veronika Günther, Ibrahim Alkatout, Wiebe Junkers, Nicolai Maass, Malte Ziemann, Siegfried Görg, Sören von Otte; Geburtsh. Frauenheilk. 2018; 78: 260–273 © Georg Thieme,Verlag KG Stuttgart · New York | ISSN 0016‑5751

Rate ausgetragener Schwangerschaften nach LIT in Abhängigkeit vom Alter
(Erhebung aus 2005 – eigenes Patientenklientel mit habituellen Aborten)
So ist bei Patientinnen mit habituellen Aborten die Rate ausgetragener Schwangerschaften bei 72%. Betrachtet man dies altersbezogen, ist in der Altersgruppe 25-29Jahre und 30-34Jahre die Erfolgsrate bei 82%bzw. 81%.

Bei Patientinnen mit Implantationsversagen steigt die Schwangerschaftsrate um ca. 10% an. Der Erfolg ist v.a. in den ersten 6 Monaten nach der Immunisierungsbehandlung nachweisbar, danach verringert sich die Erfolgschance wieder. Auffrischungsbehandlungen sind allerdings möglich.

Für die Behandlung gibt es kein standardisiertes Vorgehen. Bei uns erfolgt die Behandlung mit 2 Sitzungen im Abstand von 4 Wochen. Ca. 3 Wochen nach der zweiten Immunisierung erfolgt im Labor die sog. Erfolgskontrolle. Die Behandlung ist gut verträglich, an der „Impfstelle“ tritt eine lokal allergische Reaktion, vergleichbar mit einem heftigen Insektenstich auf. Dies klingt nach ca. 10 Tagen wieder ab. Allgemeinreaktionen sind nicht zu erwarten. Für die Behandlungsmethode gibt es allerdings Ausschlüsse, so dass sie nicht bei jedem Paar angewandt werden kann.

Medikamentöse Unterstützung

Cortison, Prednisolon, Dexamethason und weitere

Cortison kommt v.a. bei Nachweis autoimmuner Risikofaktoren oder Vorliegen autoimmuner Erkrankungen in Betracht, da damit eine antientzündliche und immunsuppressive (immun-abschwächend) Wirkung erzielt werden kann. Außerdem kann die Aktivität der Killerzellen mit Cortison deutlich reduziert werden. Die Dosierungen liegen allgemein im niedrigen Bereich. Die Behandlung erfolgt zumeist nur im IVF/ICSI-Zyklus und in der Frühschwangerschaft bis zur 12. SSW.

Fraktioniertes Heparin, Clexane, Fragmin P Forte

Eine Antikoagulation ist bei Vorliegen von Thromboserisikofaktoren unbedingt sinnvoll. Die Behandlung erfolgt mit prophylaktischer Dosierung. Ggf. ist allerdings, insbesondere beim Vorliegen von Phospholipidantikörpern eine Kombination mit ASS 100mg sinnvoll. Auch bei Vorliegen immuner Risikofaktoren kann die Indikation zur prophylaktischen Antikoagulation großzügig gestellt werden, da auch immunpathologische Vorgänge stets zu einer Aktivierung der Gerinnung führen. Bei insgesamt unauffälliger Befundkonstellation kann allein aus empirischer Erwägung die Behandlung mit niedermolekularem Heparin erwogen werden.

Polyvalente Immunglobuline (IVIG)

Eine „passive“ Immunbehandlung wird bei Infertilität ebenfalls schon recht lange durchgeführt. Viele Studien sind aus den 80iger und 90iger Jahren; die Datenlage ist ähnlich kontrovers wie bei der aktiven Immuntherapie mit Partnerlymphozyten. Hinzu kommt, dass es sich um eine sehr kostenintensive Therapie handelt. Teilweise wurde und wird mit Dosierungen von bis zu 40g pro Sitzung behandelt, was die finanzielle Situation betroffener Paare oft überfordert. Dennoch hat die Behandlung nach wie vor ihre Berechtigung, insbesondere ältere Patientinnen und v.a. Frauen mit einer sekundären Infertilität scheinen von der Behandlung zu profitieren (Christiansen und Nielsen 2005). IVIG reduziert die Aktivität der NK-Zellen ebenso wie Cortison. Auch scheint bei einer ungünstigen Konstellation von KIR (fehlende aktivierende Rezeptoren) eine Behandlung mit polyvalenten Immunglobulinen die Erfolgsrate deutlich zu erhöhen (Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit einem Regensburger Kinderwunschzentrum).

Intralipid

Bei diesem Präparat handelt es sich um eine Fettemulsion, welche aus Sojabohnen hergestellt wird. Es enthält Omega 6 und Omega 3 Fettsäuren. Unter der Behandlung mit Intralipid kommt es offensichtlich zu einer Reduzierung der Aktivität der Killerzellen ähnlich wie unter der Behandlung mit Cortison und Immunglobulinen. Die Behandlung muss allerdings bereits im Vorfeld eines IVF/ICSI-Versuches bzw. einer Schwangerschaft begonnen werden. Die Kosten für diese Behandlung sind im Vergleich zu Immunglobulinen deutlich geringer.

Granocyte

Granocyte (Wirkstoff Lenograstim) entspricht dem Zytokin (G-CSF). Es wird schon lange in der Medizin therapeutisch verwendet zur Stimulation der Ausschüttung von Stammzellen aus dem Knochenmark. Es hat aber vielfältige, darüber hinaus gehende Funktionen. So konnte es in der Follikelflüssigkeit nachgewiesen werden. Darüber hinaus wird es von den Lymphozyten sezerniert, die im Endometrium angesiedelt sind. Dies hat offensichtlich sehr wesentliche Funktionen für die Einnistung. In verschiedenen Studien (Würfel 2010, Scarpellini und Sbracia 2009) konnte unter der Behandlung mit Granocyte ab der Implantationsphase gezeigt werden, dass die Schwangerschaftsrate deutlich ansteigt und auch bei Patientinnen mit habituellen Aborten die Rate erfolgreicher Schwangerschaften deutlich ansteigt. Mittlerweile gibt es verschieden Möglichkeiten der Anwendung von Granocyte (intrauterine Installation, regelmäßige subkutane Anwendung in der Implantationshase und Frühschwangerschaft oder auch die Anwendung in Embryozellkulturmedien).