Labordiagnostik

Reproduktionsimmunologische Fragestellungen sind hauptsächlich eine Domäne der Labordiagnostik. Da die einzelnen Fakten aber bis heute nicht so eindeutig identifizierbar sind, handelt es sich aber auch in der Labordiagnostik um eine Ausschlussdiagnostik.

Es werden über gezielte Untersuchungen Faktoren ausgeschlossen. So wird in jedem Fall zunächst eine genetische Ursache der Infertilität ausgeschlossen. Dies geschieht über eine Chromosomenanalyse beider Partner über die Humangenetik. Wir arbeiten in diesem Bereich mit einem sehr erfahrenen humangenetischen Zentrum zusammen.

Im Weiteren wird auf das Vorliegen von Gerinnungsstörungen untersucht. Hauptsächlich geht es hier um die Erkennung von Thromboserisikofaktoren. Aber auch einige Mangelzustände an Gerinnungsfaktoren, die zu einer Blutungsneigung führen können sind hier von Bedeutung.

Wenn auch diese Befunde keine wesentlichen Auffälligkeiten zeigen, rücken v.a. immunologische Faktoren in den Blickpunkt des Interesses. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die „Übergänge“ zwischen Gerinnungsstörungen und immunologischen Faktoren fließend sind, da auch bei Nachweis von Autoantikörper und Immunfaktoren Gerinnungsstörungen auftreten.

Die Labordiagnostik möglicher immunologischer Faktoren der Infertilität teilt sich in zwei wesentliche Bereich:

1. Autoimmune Risikofaktoren:

Die Identifizierung von Autoantikörpern, die bei autoimmunen Erkrankungen vorhanden sind. Selbstverständlich kann hier nur auf die häufigsten Faktoren untersucht werden, die anamnestischen (medizinische Vorgeschichte) Angaben der Patientin werden hierbei natürlich berücksichtigt und sind auch von wesentlicher Bedeutung. Allerdings ist es in nicht wenigen Fällen so, dass Autoantikörper vorliegen können, ohne dass eine klinische Symptomatik vorliegt. Der Nachweis autoimmuner Faktoren führt oft auch zu einer Störung der zellulären Immunfunktion und der Immunbalance.

2. Alloimmune Risikofaktoren:

Diese beziehen sich auf die Konstellation zu fremden Antigenen (Eigenschaften), somit auch auf die partnerschaftliche Konstellation. Dabei wird auch die Reaktionsbereitschaft der zellulären Immunabwehr untersucht. Aktuellere Ergebnisse verweisen teilweise auf die Bedeutung genetisch bedingter Immunreaktionen, wie z.B. die Bestimmung des Killerzell – Immunglobulin – like – Rezeptor-Genotyps (KIR-Genotyp).

Da für eine gesunde Schwangerschaft eine adäquate ausgeglichene Immunfunktion von mitentscheidender Bedeutung ist, wird die humorale und zelluläre Immunfunktion untersucht. Mit sehr differenzierten Untersuchungen kann auf die Aktivität bestimmter immunkompetenter Zellen untersucht werden (Killerzellassay – untersucht die zytotoxische Aktivität der natürlichen Killerzellen). Außerdem kann auf die vorherrschende Immunsituation TH1/TH2-Immunsituation untersucht werden. Dazu bestimmt man die Sekretionsleistung von Zytokinen (Immunbotenstoffen).

Im Endometrium siedeln sich in jeder 2. Zyklushälfte immunkompetente Zellen an. Dies ist sehr von immuntoleranten NK-Zellen geprägt. Auf diese Verhältnisse und Zellen kann untersucht werden, wenn in der 2. Zyklushälfte eine kleine Gewebeprobe entnommen wird.

3. KILLERZELL-IMMUNGLOBULIN-LIKE REZEPTOR-GENOTYPS (KIR):

Die Kombinationen von Killerzell-Immunglobulin-like-Rezeptoren (KIR) und Human Leucocyte Antigen (HLA) Genen sind sowohl mit Schwangerschaftskomplikationen als auch mit vielen anderen klinischen Szenarien verbunden. Das Verständnis, wie bestimmte KIR- und HLA-Gene ein Krankheitsgeschehen beeinflussen können, ist allerdings eine große Herausforderung. Es handelt es sich nämlich hier um zwei sehr variable Genfamilien. Natural Killer (NK) -Zellen exprimieren KIR und sind die am häufigsten vorkommenden weißen Blutkörperchen in der Gebärmutterschleimhaut. Der größte Teil unseres Wissens über NK-Zellen basiert auf dem, was wir von den aus Blut isolierten Zellen wissen. Diese unterscheiden sich jedoch von den NK-Zellen in den Geweben, einschließlich der Uterus-NK-Zellen (uNK-Zellen).
Die Reproduktionsimmunologie steht so vor einer zusätzlichen Herausforderung: Zwei Genotypen müssen betrachtet werden, da sowohl mütterliche als auch fetale HLA-Klasse-I-Moleküle das Ergebnis einer Schwangerschaft beeinflussen können, am wahrscheinlichsten durch Wechselwirkungen mit mütterlichem KIR. Mütterliche uNK-Zellen sind nicht spontan zytotoxisch (Zellen zerstörend) und interagieren stattdessen mit Trophoblasten. Man nimmt an, dass diese Wechselwirkungen die immunologischen Prozesse zwischen dem Fötus und der Mutter regulieren und bei Schwangerschaftserkrankungen eine entscheidende Rolle spielen.

INFOBLATT „BESTIMMUNG DES KILLERZELL-IMMUNGLOBULIN-LIKE REZEPTOR-GENOTYPS (KIR)“: