Reproduktionsimmunologie
Die Reproduktionsimmunologie beschäftigt sich mit den Phänomenen und Beobachtungen, auch Hypothesen immunologischer Vorgänge bei der Fortpflanzung.
Seit der Feststellung dass der mütterliche und kindliche Kreislauf in der Schwangerschaft vollständig voneinander getrennt sind, wächst das Interesse an der Aufklärung der Vorgänge in dieser fetomaternalen Grenzzone. Sir Peter Medawar beschäftigte sich schon 1953 mit dem immunologischen Paradoxon, dass der Embryo mütterliche und väterliche Antigene hat und trotzdem während der Zeit der Schwangerschaft vom mütterlichen Immunsystem toleriert und nicht abgestoßen wird.
Dies war mit dem damaligen Verständnis immunologischer Vorgänge der Abwehr körperfremder Antigene nicht vereinbar. Seit dieser Zeit hat sich die Reproduktions-
immunologie als spezieller Forschungszweig der Reproduktionsmedizin entwickelt. Das intensive Interesse gilt der Aufklärung der Vorgänge zur Erhaltung des immunologischen Milieus, welches unabdingbar ist für den Verlauf einer gesunden Schwangerschaft. Die Identifizierung der immunologischen Vorgänge der gesunden Schwangerschaft wiederum sind Grundvoraussetzung zur Erkennung pathologischer Vorgänge und damit letztlich Grundlage zur Entwicklung therapeutischer Ansatzpunkte bei einer gestörten Schwangerschaft.
In die immunologischen Vorgänge zur Erhaltung der Schwangerschaft sind neben Hormonen, wie Östradiol und v. a. Progesteron auch eine Vielzahl von Immunbotenstoffen und immunologisch wirksamen Zellen (verschiedene Lymhozytengruppen) eingebunden. Auch wenn die immunologischen Vorgänge der Schwangerschaft bis heute nur bruchstückhaft verstanden sind, so wächst der Wunsch nach Behandlung möglicher immunologischer Störungen gegenwärtig unter Berücksichtigung der psychologisch extrem belastenden Situation eines Paares mit nicht erfüllten Kinderwunsches.